Die Zutaten reichten von A wie Anarchismus bis Z wie Zupfkuchen, gespickt mit einer gehörigen Portion Syndikalismus und etwas Waldspaziergang. Zusammen ergab dies das dritte A.-Forschungstreffen, welches in Kooperation mit der AG Geschichte des Wandervereins Bakuninhütte e. V. am vergangenen Samstag stattfand.

Aus Bayern, dem Rheinland und Berlin reisten die Forschenden und interessierte Gäste an, um sich gegenseitig über aktuell laufende, geplante oder abgeschlossene Forschungsprojekte aus dem Themenspektrum Anarchismus(geschichte) und Anarchosyndikalismus auszutauschen und sich zu vernetzen. Der Charm des idyllisch gelegenen Kulturdenkmals vermag die spärliche Infrastruktur zu entschuldigen, zumal es sich bei derart gutem Wetter auch in pandemischen Zeiten sorglos zusammensitzen lässt.

Inhaltlich besprochen wurde ein Liederbuch-Projekt auf der Grundlage von aufbereiteten historischen anarchistisch/anarcho-syndikalistischen Materials (u.a. Partituren von Peter Heinrich Ortmann) aus dem 1. Drittel des 20. Jahrhunderts. Olaf Briese stellte ein soeben erschienenes Buch vor, eine Dokumentation von 55 behördlichen Akten über die Berliner „Freien“ um Max Stirner aus der Zeit um 1845. Hartmut Rübner forscht zu Dr. Gerhard Wartenberg, einem maßgeblichen Theoretiker des Anarchosyndikalismus und Funktionär der FAUD, der 1937 von der Gestapo verhaftet und Ende 1942 im KZ Sachsenhausen ermordet wurde. Erste Teilveröffentlichungen hierzu liegen bereits vor. Weitere Quellenrecherchen stehen noch aus. Eine biographische Buchveröffentlichung ist geplant. Ein weiteres Projekt basiert auf einer Promotion der Disziplin historische Geografie. Hierbei untersucht wird mittels neuer, digitaler Methoden die globale Verbreitung anarchistischer Bücher.

Die im internationalen Vergleich schlecht aufgestellte deutschsprachige Anarchismusforschung wird in ausgesprochenem Maße von privat Engagierten getragen. Abgesehen von wenigen institutionalisierten, geförderten sowie jenen Projekten für universitäre Qualifikationsarbeiten stützt sich ein Großteil der Forschung auf äußerst prekäre, meist private Engagements. Diese etwas zu koordinieren ist Ziel der kleinen Reihe von Zusammenkünften.

Die AG Geschichte des Wandervereins selbst liefert eindrückliches Zeugnis der üblichen Situation: Viele gute Ideen und wichtige Aufgaben stehen einer überschaubaren Größe an personellen und finanziellen Möglichkeiten gegenüber. Wer unterstützen möchte – durch Spenden oder Akquisearbeit oder aber durch Mitarbeit im Verein oder der AG-Geschichte – kann uns gerne kontaktieren. Für anstehende Haus- und Abschlussarbeiten von Studierenden aller möglichen Disziplinen helfen wir gerne bei der Wahl von Themen mit Bezug zur Bakuninhütte und ihrem Umfeld. Künftig denkbar wären auch Praktika über den Verein.

Wer Interesse an der aktiven Teilnahme zu einem nächsten A.-Forschungstreffen hat, um eigene Forschungsvorhaben vorzustellen, kann sich ebenfalls an die AG-Geschichte des Vereins wenden.

AG Geschichte des Wandervereins Bakuninhütte e. V.