Zum ersten Mal findet in Deutschland ein Geschichtsort der anarchosyndikalistischen Bewegung als Kulturdenkmal offiziell Anerkennung.

In einem Schreiben vom 03.09.2015 wurde dies dem Eigentümer der Bakuninhütte, dem Kreis der Wander- & Naturfreunde Meiningen e. V., vom zuständigen Gebietsgutachter des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie, Erfurt, mitgeteilt. Damit geht eine Unterschutzstellung der Bakuninhütte, mit Bakunin-Gedenkstein und dem historischen Grundstück nach § 2 Abs. 1 Thüringer Denkmalschutzgesetzes (ThürDSchG) einher. Die Vorraussetzungen sind „aus geschichtlichen und wissenschaftlichen Gründen“ gegeben, so das zuständige Landesamt.

Bereits vor 10 Jahren wurde der Denkmalstatus der Bakuninhütte geprüft – mit negativem Ergebnis. Die jetzt vorgenommene Neubeurteilung basiert wesentlich auf dem Material – Fotos, Dokumente, etc. – , das der Verein in sechsjähriger Arbeit zusammenstellte. Bereits im Vorfeld zu dem Begutachtungstermin Anfang August vor Ort hatte es vom Vorsitzenden des Denkmalbeirates des Kreises Schmalkalden-Meiningen, Dr. Jochen Halbig und dem Kreisheimatpfleger, Axel Wirth, die Bitte um Neuprüfung der Denkmalwürdigkeit und Denkmalfähigkeit gegeben.
Die Sonderausstellung der Meininger Museen „Mühsam in Meiningen – Meiningen und seine Anarchisten“ und die Fachtagung „Ein historischer Überblick zum Anarchosyndikalismus in Thüringen: Die Bakuninhütte und ihr soziokultureller Hintergrund“ in der Meininger Volkshochschule im Juni haben unbedingt dazu beigetragen, die Bedeutung des Objektes fundiert darzustellen und zu rezipieren. Daran habe es bei der Erstbeurteilung vor zehn Jahren noch gemangelt, so das Landesamt.

Die lokale Presse Meininger Tageblatt berichtet dazu in der Ausgabe vom 8. September 2015 unter dem Titel „Bakuninhütte jetzt geschützt“

Auch MDR FIGARO und MDR Thüringen berichteten am 08.09.2015:

Die Meininger Bakuninhütte wird KulturdenkmalZum ersten Mal findet in Deutschland ein Geschichtsort der anarchosyndikalistischen Bewegung als Kulturdenkmal offiziell Anerkennung. Das Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie hat das historische Bauwerk in der Nähe der südthüringischen Stadt für schützenswert erklärt. Herausragend ist dieses zeitgeschichtliche Kulturdenkmal allein wegen seiner Seltenheit. „Die Bakuninhütte wurde in den 1920er-Jahren auf einer Selbstversorgungsfläche hungernder Arbeiterinnen und Arbeiter gebaut und nach dem russischen Anarchisten Michail Bakunin benannt. Als Bildungs- und Erholungsheim erlangte der Ort überregionale Bedeutung, bis seine Trägergemeinschaft durch die Nationalsozialisten enteignet wurde. In der DDR diente die Hütte u. a. als FDJ-Ferienlager, als Lehr- und Forschungsstation des Kulturbundes und zuletzt als Übungsgelände der Bereitschaftspolizei. Nach der Wende verfielen Gebäude und Grundstück zunehmend, bis zur Neubelebung durch einen eigens dafür gegründeten Verein ab 2006. Der Anarchosyndikallismus entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Der Begriff bezeichnet die Organisierung von Lohnabhängigen, basierend auf den Prinzipien von Selbstbestimmung, Selbstorganisation und Solidarität. Das Hauptziel des Anarchosyndikalismus ist die revolutionäre Überwindung des Staates und der kapitalistischen Gesellschaft durch die unmittelbare Übernahme der Produktionsmittel in gewerkschaftlicher Selbstorganisation. Ihre größte Poularität in Deutschland erlebte die Bewegung in den 20er Jahren.

Unter freie-radios.net ist nun auch ein Interview zum Thema nachzuhören, welches Radio Blau (Leipzig) am 08.09.2015 ausstrahlte.