Am Samstag, den 25. Mai veranstaltete der Kreisverband Schmalkalden-Meiningen der Partei Die Linke eine Wanderung vom Freibad Meiningen zur Bakuninhütte. Prominenter Gast der Wanderung war Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, in passender Wanderkleidung und mit seinem Hund Attila.

Auf dem Weg zur Bakuninhütte wurde der Ministerpräsident spontan zur Eröffnung des 2. Tiererlebnistages an der Meininger Tierauffangstation eingespannt – eine Aufgabe, die der erfahrene Hundebesitzer sichtlich gern übernahm. Schließlich wanderten die 35 Personen an der Hohen Maas vorbei auf das historische Grundstück der Anarchosyndikalist*innen, wo es Raum für Diskussionen und Verpflegung für alle gab.

Was “die richtige” und was “die falsche” Geschichte ist, darüber wird in offenen, demokratisch verfassten Gesellschaften kontrovers gestritten. Einseitig klare Urteile lösen sich mitunter auf, zugusten pluraler Geschichtsdeutungen – dies belegt eindrücklich die Unterschutzstellung der Bakuninhütte im Jahr 2015. Die vereinsinterne Zielsetzung und jene eines stetig zunehmenden Teils der Bevölkerung decken sich hier mit der Sacheinschätzung der Landesdenkmalbehörde.

Gästebucheintrag des Ministerpräsidenten Bodo Ramelow

In seinem Gästebucheintrag betonte Ramelow die mit der Vereinsarbeit in Einklang stehende Aufgabe, Geschichte nicht zuwachsen zu lassen – was keineswegs selbstverständlich ist. Darum können Denkmaleigentümer*innen, die ihr Kulturgut verfallen lassen, im Extremfall sogar vom Land enteignet werden. Einen solchen Präzedenzfall im deutschen Denkmalschutz zur Rettung eines historischen Ensembles gab es während der Amtszeit von Ministerpräsident Ramelow im Falle des Schlosses Reinhardsbrunn. Die Bakuninhütte hingegen – als im deutschsprachigem Raum einmaliges Kulturdenkmal für die anarchistische Gewerkschaftsbewegung – ist ein sogenanntes umstrittenes Denkmal. Zwar hat sie einen eindeutigen Schutzstatus und liegt zudem in sehr engagierter Trägerschaft, doch die behördliche Unterstützung lässt seit Jahren zu wünschen übrig. Behördenvertreter*innen können innerhalb ihrer beruflichen Spielräume entweder als Ermöglicher oder Verhinderer auftreten, sagte Ramelow im Gespräch mit Vereinsmitgliedern. Dass nicht die gesamte Gesellschaft das Kulturdenkmal Bakuninhütte begrüßt, ist völlig klar. Dass dieser Umstand in manchen Amtsstuben das Bedürfnis zu wecken scheint, das Projekt Bakuninhütte als Ganzes verhindern zu müssen, ist nicht nur schade, es ist auch undemokratisch. Denn das Aushalten von Uneinigkeit sollte ein selbstverständliches demkokratisches Grundprinzip sein. Schließlich ist es sogar ein spezifischer Wert von Denkmalen – der sogenannte Streitwert. Das persönliche Urteil des Ministerpräsidenten indess ist deutlich. Auf seinem Twitter-Profil schrieb er hierzu:

Wandern war ich heute mal wieder. Zunächst mit bei bis zur Bakuninhütte. Dort erinnert man an den syndikalistischen Teil der , der zu Unrecht oft ausgelassen wird.

In seinem Facebook-Beitrag bezeichnet Ramelow die Bakuninhütte als:

Ein wahres Kleinod und ein Geheimtipp. Denn hier wird an einen anderen Teil der erinnert, den viele nur allzu gerne ausblenden: nämlich den syndikalistischen. Es war ein großer Spaß und hochinteressant!


Siehe zum Thema auch den Artikel im Meininger Tageblatt, vom 27.05.2019 (Druckausgabe S. 13): Mit Bodo und Attila zur Bakuninhütte