Die Bakuninhütte bei Meiningen ist gerade mal ein langes Menschenleben alt und doch vermag sie eine außergewöhnliche Geschichte zu erzählen, die erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist.

Zwischen 1926 und 1937 zum stattlichen Steinhaus ausgebaut, ist die Waldhütte ist kein majestätisches Bauwerk und aus architektonischer Sicht nicht einmal schützenswert, wie ein Schlechtachten der Denkmalbehörde aus der Jahr 2005 bescheinigte. Denn abgesehen von avantgardistischen Elementen des damals jungen Bauhauses ist sie ein Mix aus regionaltypischen Baustilen.

Bis heute erhalten geblieben sind wenige Artefakte, die als KulturSpuren Aufschluss über eine besondere politische Bewegung geben: Die bis heute weitgehend tabuisierte, verurteilte oder auch nur missverstandene Bewegung des Anarcho-Syndikalismus. Die Bakuninhütte erzählt die konstruktive Seite in der Geschichte jener herrschaftskritischen Gewerkschaftsbewegung. Im Zentrum dieser Strömung der Arbeiter:innenbewegung stand nicht der gewaltsame Umsturz (Destruktion) von bedrückenden gesellschaftlichen Verhältnissen, sondern deren Überwindung durch die gemeinschaftliche Schaffung (Konstruktion) von Alternativen – von allen und für alle.

Eine erneute Begutachtung durch die Denkmalbehörde bescheinigt es seit 2015: Die Bakuninhütte ist einer der sehr seltenen Orte, an denen den Spuren dieses kaum materialisierten, geistigen Erbes der anarcho-syndikalistischen Bewegung nachgegangen werden kann. Als Ort der Freiheits- und (Basis-)Demokratiegeschichte steht sie für das internationale, solidarische Streben nach einer besseren Welt für alle.

Zum Tag des offenen Denkmals, am Sonntag, den 11. September 2022, sind zwischen 12 und 15:30 Uhr alle Interessierten herzlich eingeladen, sich in idyllischer Landschaft auf die historischen Spuren des Ortes zu begeben. Ein kleines Imbissangebot wird bereitgestellt.