Am 10. Oktober 2016 erschien im Meininger Tageblatt ein Artikel von Martina Böhnke über eine Veranstaltung vom Publizist und Religionspädagoge Klaus Hugler zu Tolstois Gedanken zum Krieg.

Die Gedanken eines Lehrers zu Krieg und Frieden

Die Meininger Bibliothek war am Freitagabend Gastgeber für Klaus Hugler, Publizisten und Religionspädagogen aus Potsdam. Er ist ein Kenner des großen Schriftstellers Lew Nikolajewitsch Tolstoi.
Von Martina Böhnke

Meiningen – Tolstoi (1828 bis 1910) – der Autor des weltberühmten Romans “Krieg und Frieden” und anderer großer Werke wie “Anna Karenina” – hat Klaus Hugler, den einstigen Wehrdienstverweigerer und Bausoldat, der einer Einladung des Wandervereins Bakuninhütte folgte, fasziniert. Er fühlt sich im Geiste mit Tolstoi verbunden, nannte ihn am Freitag “einen meiner spirituellen Führer”. Huglers langer Bart macht ihn auch äußerlich Tolstoi sehr ähnlich. Für Hugler zählen Werte wie Pazifismus und Liebe. Bei Tolstoi, in dessen Werken, fand Klaus Hugler das alles, als er selbst auf der Suche nach dem wahren Werten des Lebens war. Was der große Russe zu seinen Lebzeiten an philosophischen und pädagogischen Ideen zum Ausdruck brachte, so meinte Hugler am Freitag, sei auch und gerade heutzutage von höchstem Wert. “Tolstois Worte haben eine überzeitliche Bedeutung.”
Es brauchte keine große Anstrengung, um hinter die Beweggründe des Mannes aus Potsdam zu kommen. Seinen Schülern habe Klaus Hugler es zu verdanken, dass er seine Tolstoi-Interpretation nun auch der Öffentlichkeit zugänglich und damit dessen unschätzbares Wissen und Gedankengut lebendig machte. Denn Klaus Hugler schrieb inzwischen selbst einige Bücher, sozusagen Essenzen aus Tolstois Werken. Zuletzt “Der fremde Gast” zum 100. Todestag von Tolstoi. Davor hatte er schon eine Broschüre herausgegeben, in der er kleine, kostbare Texte von Tolstoi veröffentlichte. Tolstois Ideenwelt sei ein Wegweiser in die Zukunft für uns alle – und das aktueller denn je.
Für Klaus Hugler, der vor seinen Schülern “nicht anders auftritt als hier”, gibt es nur einen Ausweg aus dem Dilemma des Krieges, der sich seit Menschen Gedenken wiederholte: Liebe. Er hat einen Namen dafür kreiert: Entfeindungs-Programm. “Liebe wird in der Liebe zum Feind konkret”, so sein Credo. Weniger Hass und stattdessen liebevoll zu denken und zu handeln, mit diesen Gedanken sei jeder Einzelne in der Pflicht. Denn jeder Einzelne sei auch mit dem gesellschaftlichen System verflochten und nur so gelänge der Ausstieg aus Gewalt. Selbst in Kriegszeiten, so zitierte Hugler aus “Krieg und Frieden”, “muss Menschenleben geschont werden” …
Anlass, an Tolstoi und seine Ideen zu erinnern, gibt es angesichts der weltweit geführten Kriege genug. Klaus Hugler trat mutig vor seinem Publikum, dessen Alter und Sozialisation er nicht kannte, auf. Er versteht sich keineswegs als Missionar. Vielmehr überzeugte er ganz authentisch und transferierte in überzeugender und ruhiger Weise die Gedankenwelt des Dichters Tolstoi in unsere Zeit. Dabei legte Hugler, der sein Vortrag stehend hielt, mutig den Finger in die Wunde und sagte: “Schaut her, wir haben uns über die Jahre hinweg ganz schleichend an Krieg und Schrecken gewöhnt. Unsere Bundeswehr ist längst keine ausschließliche Verteidigungsarmee mehr.”

Klaus Hugler

Klaus Hugler, Pädagoge und Autor, weilte am Freitag in der Meininger Bibliothek. Er kam auf Einladung des Wandervereins Bakuninhütte. Die Mitglieder des Vereins, so Vereinsmitglied Christian Horn, haben Hugler als Kenner von Lew A. Tolstoi eingeladen. Tolstois Worte und Gedanken, so Referent Hugler, haben bis in unsere heutige Zeit große Bedeutung. Foto: M. Böhnke