Circa zwei Dutzend Freundinnen und Freunde der Bakuninhütte aus nah und fern verbrachten das diesjährige Pfingstwochenende auf der Hohen Maas. Damit wurde eine Tradition wieder aufgenommen, die einer achtzig-jährigen Zwangspause unterlag.
Gemeinsam wurde gekocht, gewandert und musiziert – das alles im Geiste der Erbauerinnen und Erbauer des Gebäuds: in gegenseitiger Hilfe. Mit einer Lesung zum ehemaligen Hüttenwart Fritz Scherer und akkustischer Live-Musik gab es auch ein kulturelles Programm.
Übernachtet wurde, im Gegensatz zu früher, heute allerdings nicht mehr in der Hütte, denn dies ist dem Wanderverein Bakuninhütte e.V. untersagt. Dazu dienen nun Zelte, auf dem ausreichend großen Grundstück.

13 Jahre lang unterhielten die Meininger Anarchosyndikalist_innen und ihre Unterstützer_innen das Grundstück, auf dem sie eigenhändig die Bakuninhütte errichteten. Bis 1933 etablierten sie dort ein bekannten Ausflugs- und Treffpunk. Für die Kinder gab es viel Wiese zum austoben, mehrere Schaukeln und sogar ein selbst gebautes Kettenkarussell – das einzige in der Region zu dieser Zeit. Es gab zahlreiche Tische und Bänke auf dem Grundstück verteilt, eine kleine Kochstelle in der Hütte und verschiedene Schlafplätze. Zur Finanzierung der Getränke stand eine Spendenbüchse auf dem Tisch und auch sonst wurde alles kollektiv organisiert. Pfingsten war ein sicherer Termin im Festkallender der Bakuninhütte.

Noch zu Pfingsten 1933 schrieb ein Gast ins Hüttenbuch der Bakuninhütte:

„Pfingsten im herrlichen Tannenwald
Hoch auf dem Berg liegt in der Mitte
Umgeben von Garten – Wiesenland
Geschmückt die Bakuninhütte
In früher Morgenstund kehrt man hier ein
Vom Wandern und ruhet sich aus
Willkommen ist hier Jedermann
Denn es ist ja das Bakuninhaus
Hier duften die Gräser so würzig-mild
Die Sonne scheint wohltuend hernieder
Und es freut sich ein Jeder am wonnigen Bild
Der Blumen und blühenden Flieder.
Gewidmet M. Hendbacher
Musikanten-Innung“

Mit den deutschen Faschisten kam auch das Ende dieser freiheitlichen Kultur. Die Hütte wurde von ihnen okkupiert und militärische Aktivitäten zelebriert. Auch im Staatssozialismus war kein Platz für das zu freie Weltbild – die Syndikalisten bekamen ihre Hütte nicht zurück. Und auch “die Wende” wendete die Besitzverhältnisse nur zum Teil. Juristische Bemühungen um Rückübertragung scheiterten erneut. Erst erstaunliche gegenseitige Hilfe, in Form von Spenden und Darlehen ermöglichte es, das Grundstück zu kaufen und so wieder für nicht-staatliche und nicht-kommerzielle Nutzung, allen Interessierten zur Verfügung zu stellen.