DrohnenansichtDas lebendige Kulturdenkmal Bakuninhütte heißt alle Gäste willkommen.

In idyllischer Natur zwischen Thüringer Wald und Rhön lässt es sich nicht nur ausgiebig wandern. Der Ort ist auch ein praktisches Beispiel gelebter Solidarität und gegenseitiger Hilfe. Ein Wanderziel in idyllischer Natur zwischen Thüringer Wald und Rhön. Ein Besuch lohnt sich!

 

Die Geschichte der Bakuninhütte

Die Entstehung der Bakuninhütte geht auf die Meininger Gewerkschaft der „Freien Arbeiter-Union Deutschlands“ (F.A.U.D.) zurück, welche überwiegend von Arbeiter*innen der Meininger Eisenbahnhauptwerkstatt (heute Dampflokwerk) gegründet wurde. Ihre Historie fällt zusammen mit der Genossenschafts- und der Siedlungsbewegung, aber auch der Lebensreform- und Wandervogelbewegung. Die gut 100-jährige Vergangenheit des Ortes ist – über alle Nutzungsphasen hinweg – ein Spiegelbild des 20. Jahrhunderts.

Als mit dem Bau der Bakuninhütte begonnen wurde, einte die beteiligten Menschen eine gemeinsame Ideenwelt: Der Anarchosyndikalismus. Dies ist eine Gewerkschaftsbewegung mit weltweitem Einfluss, basierend auf den Prinzipien von Selbstverwaltung, Selbstorganisation und Solidarität. In den 1920er Jahren erwarb und bewirtschaftete die Gemeinschaft eine Ackerfläche auf der „Hohen Maas“ und teilte die Erträge unter allen Beteiligten auf. So wurde eine von unten organisierte Lösung für die Hungersnot nach dem Ersten Weltkrieg gefunden. Um sich auf dem ca. 490 Meter hohen Plateau vor Wind und Wetter schützen zu können, schufen sie einen in die Erde gegrabenen Unterstand (Erdgamme), aus dem gleichzeitig ein Steinhaus entstand. Anfang 1927 wurde der „Siedlungsverein Gegenseitige Hilfe“ gegründet.

Recht schnell verbreitete sich die Kunde von diesem wunderschönen Ort, der zum sonntäglichen Wanderziel der Arbeiter*innen mit ihren Familien wurde – immer im Gepäck: Musikinstrumente und Picknickkörbe. Bald entstand der erste Erweiterungsbau der Bakuninhütte. Auch die Kinder kamen nicht zu kurz: Es wurden Schaukeln errichtet und sogar ein handbetriebenes Kettenkarussell – das Einzige weit und breit zu jener Zeit. Doch nicht nur das Interesse aus der Bevölkerung wuchs zunehmend, auch überregionale Sachspenden bereicherten das Inventar, das allen zur freien Verfügung stand. Der Zufahrtsweg wurde befestigt, eine Brauerei brachte mit den Getränken auch Gartenstühle und Tische. Finanziert wurde alles über eine Sammelbüchse. Die Bakuninhütte war als gewerkschaftliche Bildungs- und Erholungsstätte, aber auch als Freizeit- und Wanderhütte bekannt. Es wurden Veranstaltungen, Seminare und Feste organisiert und realisiert.

Auch Persönlichkeiten wie Augustin Souchy und Erich Mühsam machten in Meiningen Station. Besonders angezogen von der Bakuninhütte fühlte sich der Berliner Wanderarbeiter und Buchbinder Fritz Scherer, der sich spontan entschied, mehrere Monate zu verweilen und die Aufgabe des Hüttenwarts zu übernehmen. Als es ihn wieder in die Ferne zog, hinterließ er ein selbst gefertigtes Hüttenbuch, in welchem sich bis Juli 1933 zahlreiche Gäste in oft poetischer Form verewigten. Fast 200 Einträge geben einen Einblick in das Umfeld dieser Gemeinschaft und zeugen von der lokalen bis überregionalen Bedeutung des Ortes. Die Bakuninhütte war ein Anlaufpunkt für Freigeister aus der ganzen Republik.

1932 wurde der zweite Erweiterungsbau begonnen. Nur wenig später, im Jahr 1933, kam es zur Enteignung durch die Nationalsozialisten und zur Zwangsauflösung des Trägervereins „Siedlungsverein Gegenseitige Hilfe“. Bis 1937 diente die Bakuninhütte der SS und der Hitler-Jugend. Danach verkaufte man sie an eine Person aus Ellingshausen, welche den Erweiterungsbau nach den Plänen der Syndikalist*innen fertigstellte.

1945 enteignete die Sowjetische Militäradministration (SMAD) den Privateigentümer. Als einige Meininger Anarchosyndikalist*innen versuchten, ihr früheres Eigentum zurückzuerhalten, wurde ihnen schlicht mit den Russen gedroht. Das Grundstück und die Bakuninhütte wurden der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) übertragen. Vorerst blieben von der Ursprungsidee nur die Erinnerungen. Nach kurzen Nutzungsphasen unterschiedlicher Art stand das Gebäude lange leer und drohte zu verfallen.

Unter der Kreisleitung der „Freien Deutschen Jugend“ (FDJ) wurde die Bakuninhütte komplett saniert und in „Touristenstation August Bebel“ umbenannt. Ab 1953 freuten sich bis zu 800 Kinder im Jahr auf die Hütte als Ferien- und Pionierlager.

1962 übernahm der Kulturbund Meiningen die Regie: Die Bakuninhütte erhielt den neuen Namen „Karl-Kneschke-Hütte“ und sollte zu einer Station für jugendliche Naturforscher*innen werden. Es entstanden erste Konzepte zur Entwicklung des „Naherholungsgebiets Hohe Maas“, welche die Grundlage für einen Naturlehrpfad bildeten.

Von 1969 bis 1989 nutzte die Bereitschaftspolizei das Areal und hielt dort mehrwöchige Manöver mit mehreren Hundertschaften ab. Dabei wurde u.a. mit Gasmasken und scharfen Handgranaten der Feldeinsatz simuliert.

Nach der Wende wurde das Objekt durch das Bundesvermögensamt der Bundesrepublik Deutschland verwaltet. 1990 führten Aufzeichnungen des ehemaligen Hüttenwarts Fritz Scherer Anarchosyndikalisten aus Berlin zur Bakuninhütte. Erste Bemühungen zur Rückgewinnung scheitern, da das Amt für offene Vermögensfragen mehrere Anträge auf Rückübertragung ablehnte. Nach 1996 begann das Grundstück zunehmend zu verwildern und die Bakuninhütte langsam zu verfallen.

2005 erwarb der “Kreis der Wander- und Naturfreunde Meiningen e. V.” die Bakuninhütte mit viel zusätzlicher Freifläche. 2006 gründete sich der „Wanderverein Bakuninhütte e. V.“ als Nutzer- und Unterstützerverein. Beide gemeinnützigen Vereine kümmern sich seitdem Hand in Hand um die Restaurierung und Belebung des Hauses. Begonnene Reparaturarbeiten wurden im Oktober 2009 unterbrochen, da das Bauamt des Kreises Zutritt und Nutzung der Bakuninhütte verbot. Nach einem Vergleich vor dem Oberverwaltungsgericht Weimar kann die Hütte wieder betreten werden. Trotz der mittlerweile über sechzehnjährigen intensiven Bemühungen der Vereine untersagt die Baubehörde seit 2011 die Nutzung für Gastronomie und Übernachtungen und damit einhergehende Sanierungsarbeiten. Die Geschichte der Bakuninhütte wird fortlaufend erforscht. Das Archiv umfasst mittlerweile zahlreiche Dokumente und Originalfotos, die Bibliothek und weitere Zeugnisse der F.A.U.D. Meiningen sowie Musikinstrumente, die an der Hütte erklangen.

Hier gibt es mehr Informationen zur Geschichte.

Der Namensgeber der Bakuninhütte

Grundlage der Theorie von Michail A. Bakunin war die Freiheit des Menschen. Sein Ziel war die Errichtung einer klassenlosen, auf dem Individuum gegründeten Gesellschaft, in der jegliche staatliche Autorität überflüssig wäre und in der alle Produktionsmittel in Allgemeineigentum überführt werden sollten. Als Wortführer des antiautoritären Flügels in der Ersten Internationale wurde er zum Gegenspieler von Karl Marx. Das führte zur Spaltung dieser Organisation und der sozialistischen Strömungen Anarchismus, Kommunismus und Sozialdemokratie.

„Wir protestieren nicht gegen die Bezeichnung Anarchisten, denn wir sind in der Tat Feinde jeglicher Macht, weil wir wissen, dass Macht ebenso zersetzend auf den wirkt, der sie hat, wie auf den, der ihr gehorchen muss.“Michail A. Bakunin (30.05.1814 – 01.07.1876)
Der Weg zur Bakuninhütte

Die Bakuninhütte befindet sich im südlichen Thüringen, nahe der bayerischen Grenze und kann auf den letzten Metern nur zu Fuß erreicht werden. Über die A71 sowie über Bundes- und Landstraßen lassen sich die umliegenden Parkplätze gut anfahren.

Die Anreise mit der Bahn erfolgt in der Regel über den Bahnhof in Meiningen. Ab dort sind die Wanderwege zur Bakuninhütte ausgeschildert.

Mit dem Bus gelangt man von Meiningen aus mit der Linie 400 Richtung Suhl zur Haltestelle Hohe Maas, nahe dem Industriegebiet. Ab hier ist die Bakuninhütte über einen der eingezeichneten Wanderwege in ca. 15 Minuten zu erreichen.

Das Vereinsgrundstück kann immer betreten werden, die Hütte selbst ist jedoch meist verschlossen. Wer einen Blick hinein werfen möchte, ist nach Absprache mit dem Verein willkommen.

Hier gibt es mehr Lage.

Wanderverein Bakuninhütte e.V.

2006 wurde der Wanderverein Bakuninhütte e. V. mit Sitz in Meiningen gegründet. Er hat heute über 140 Mitglieder und sich inzwischen weit über den Meininger Raum hinaus einen Namen gemacht. Wir freuen uns stets über Unterstützung, Spenden sowie interessierte Menschen und neue Mitglieder, die sich im Verein und seinen Arbeitsgemeinschaften engagieren möchten.

Kontakt
Wanderverein Bakuninhütte e. V.
www.bakuninhuette.de
kontakt@bakuninhuette.de
Postfach 100134, 98601 Meiningen
Bankverbindung
Wanderverein Bakuninhütte e. V.
IBAN: DE69 7906 9165 0001 1804 28
BIC: GENODEF1MLV
Volksbank Raiffeisenbank (Spendenquittung möglich
Was macht der Wanderverein Bakuninhütte e.V.?
  • Gestaltet das Gelände zu einem lebendigen Treffpunkt für die interessierte Öffentlichkeit.
  • Repariert fortlaufend am historischen Gebäude.
  • Bietet auf Anfrage geführte Wanderungen zur oder an der Bakuninhütte an.
  • Weckt das Interesse an der Natur, stärkt das ökologische Bewusstsein und setzt Naturschutzprojekte um.
  • Bietet sozial engagierten Menschen die Möglichkeit, Treffen abhalten zu können.
  • Organisiert Veranstaltungen, Projekte, Vorträge und Ausstellungen.
  • Arbeitet die traditionsreiche und wechselvolle Geschichte der Bakuninhütte auf und archiviert diese.
  • Nimmt seit 2008 regelmäßig am „Tag des offenen Denkmals“ teil.

Seit 2015 steht die Bakuninhütte unter Denkmalschutz. Damit wurde das erste Mal im deutschsprachigen Raum ein Ort der anarchosyndikalistischen Bewegung als eingetragenes Denkmal anerkannt.

NaturFreunde Deutschlands

Seit 2018 ist die Bakuninhütte Teil des Häusernetzwerks der NaturFreunde

(Stand: 2022)